Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V. (BVL)

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Nachhaltige Fischerei - Handel stößt Initiativen an

Der Handel ist sich seiner Verantwortung bewusst und weitet seine Initiativen zur Förderung einer nachhaltigen Fischerei kontinuierlich aus. Mit Blick auf die Initiative zur genaueren Fanggebietskennzeichnung erhielt der BVL jüngst auch die volle Unterstützung von Bundesministerin Aigner, umgehend eine Arbeitsgruppe zu installieren, die die entsprechenden Bewertungsgrundlagen erarbeiten soll.

Lebensmittelhandel und Fischfachhandel sind in der Arbeitsgruppe präsent und werden ihren Beitrag leisten.

Im Nachgang zu dem vom Bundesernährungsministerium (BMELV) im November 2007 initiierten Runden Tisch zum Thema „Nachhaltige Fischerei - Ökokennzeichnung von Fischereierzeugnissen“ und mit Blick auf eine mögliche Folgekonferenz übermittelte der Handel dem Ministerium bereits Anfang Juni 2008 ein Positionspapier über die Initiativen der Branche zur Förderung einer nachhaltigen Fischerei.

Der Runde Tisch zur Fischerei

Im Positionspapier wird klargestellt, dass die Handelsunternehmen sich ihrer großen Verantwortung bewusst sind, die sie als Schnittstelle zwischen Fischereiwirtschaft und Endverbraucher haben. Vor dem Hintergrund des kritischen Zustandes nicht weniger Fischbestände richten die Unternehmen ihren Fischeinkauf zunehmend an Nachhaltigkeitskriterien aus. Deutlich wird dies auch am ständig wachsenden Anteil an Ware aus dem Programm des Marine Stewardship Councils (MSC), Biofisch und Produkten aus zertifizierter Aquakultur im Sortiment des Handels.

Aber auch im politischen Raum – infolge des Runden Tisches - gibt es Initiativen. So engagierten sich Vertreter des Lebensmittelhandels sowie Fischfachhandels aktiv in einer Arbeitsgruppe des BMELV unter Beteiligung von Umweltorganisationen, die sich eine genauere Fanggebietskennzeichnung (Stichwort: genauere Bestandsinformation) sowie die Festlegung von Mindestkriterien für eine Nachhaltigkeitszertifizierung auf EU-Ebene zum Ziel gesetzt hatten.

Initiative genauere Fanggebietskennzeichnung

Mitte Juli 2008 übermittelte das BMELV dem Handel eine überarbeitete Liste mit Empfehlungen für eine genauere Fanggebietskennzeichnung. Die Empfehlungen waren in der Arbeitsgruppe erarbeitet worden, in der sich auch der BVL mit Vertretern des Lebensmittelhandels sowie Fischfachhandels aktiv engagiert hatte. Ende Juli 2008 teilte der BVL dem Ministerium mit, dass der Vorschlag vom Lebensmittelhandel und Fischfachhandel mitgetragen wird. Ebenso signalisierte der Handel seine Unterstützung, den Vorschlag als gemeinsame Empfehlung aller an der Fischerei beteiligten und interessierten Gruppen in Deutschland zu veröffentlichen.

Start im August 2008 erfolgt

Vom Bundesverband der deutschen Fischindustrie und des Fischgroßhandels (BV Fisch) der Start der Initiative „Genauere Fanggebietskennzeichnung“ bekannt gegeben. In der Mitteilung heißt es, dass der Fischwirtschaft und dem Lebensmitteleinzelhandel nun konkrete Herkunftsangaben zur Verfügung stehen, um eine bestandserhaltende Fischerei zu fördern.

Weiter erklärte der BV Fisch, dass das Ziel der freiwilligen Kennzeichnungsinitiative seiner Mitglieder eine vollständige Kennzeichnung von in Deutschland vermarkteten Erzeugnissen der Seefischerei bis spätestens Ende des Jahres 2010 ist. Im Unterschied zu den bisher unter die Fischetikettierungs-Verordnung fallenden Fischereierzeugnissen sollen im Rahmen dieser Initiative auch für bisher nicht kennzeichnungspflichtige Fischereierzeugnisse die Fanggebiete gekennzeichnet werden. Es handelt sich hierbei um Fischereierzeugnisse, die in irgendeiner Weise „verarbeitet“ wurden, z. B. Fischvoll- und -halbkonserven, Marinaden, Fischsalate, Kochfischwaren, Salzfischerzeugnisse, panierte und andere Tiefkühlfischerzeugnisse sowie sonstige Fischerzeugnisse.

Neutrale Bewertungsgrundlagen dringend nötig

Anfang Februar des Jahres wandte sich der BVL zusammen mit seinem Fachverband Fischfachhandel in direkter Ansprache an Bundesernährungsministerin Aigner, um ein derzeit besonders drängendes Anliegen des Handels hinsichtlich der Initiative zur Förderung einer nachhaltigen Fischerei vorzutragen. Denn mit Blick auf die genauere Herkunftskennzeichnung wird eine Schwachstelle der Initiative immer deutlicher. So stehen zur Einschätzung der Bestandssituation der Fischarten derzeit lediglich die Einkaufsratgeber von Umweltgruppen zur Verfügung, die in ihrer Bewertung wenig übereinstimmen und damit gewisse Zweifel an ihrer neutralen wissenschaftlichen Betrachtung aufkommen lassen. Der Handel sieht hier dringenden Handlungsbedarf, neutrale Bewertungsgrundlagen zu erarbeiten, um eine sachliche Einschätzung der jeweiligen Bestände mit besonderem Blick auf den Fischeinkauf sowie die Kommunikation zum Verbraucher zu ermöglichen.

BMELV unterstützt und begleitet das Vorhaben

Von Bundesernährungsministerin Aigner erhielt der Handel sogleich die volle Unterstützung zugesichert, über den bewährten Runden Tisch des BMELV umgehend eine Arbeitsgruppe zu installieren, die die entsprechenden Bewertungsgrundlagen zügig erarbeiten soll. Nur so kann auch aus Sicht des BVL das derzeitige Bewertungsvakuum im Rahmen der ansonsten zielführenden Initiative gefüllt werden. Der Handel ist in der bereits einberufenen Arbeitsgruppe stark vertreten und wird seinen Beitrag dazu leisten.

Präsentation der Ergebnisse im Rahmen der Anuga

Was die Ergebnisse der genannten Arbeitsgruppe betrifft, hat der BVL dem BMELV bereits eine gemeinsame Präsentation auf der Anuga, der größten Lebensmittelmesse weltweit, im Oktober 2009 in Köln angeboten. Angedacht ist hier eine Darstellung der bereits vom Fisch-Informationszentrum (FIZ) zusammen mit dem BMELV und einem angeschlossenen Bundesinstitut erarbeiteten Fanggebietskarten, ergänzt um Informationen zu den Beständen, die die Arbeitsgruppe dann erarbeitet bzw. zusammengetragen hat. Eine gemeinsam betreute Plattform auf der Messe im Rahmen der Sonderschau für den Handel würde hier den Rahmen bilden. Mit einzelnen Verbänden der Fischwirtschaft steht der BVL auch in dieser Sache bereits im engen Kontakt.

EU-Fischereisiegel vom Handel begrüßt

Im Rahmen des Runden Tisches zur nachhaltigen Fischerei wurde vom BMELV auch eine Arbeitsgruppe unter Mitwirkung des Handels eingerichtet, die sich zur Aufgabe gesetzt hatte, eine gemeinsame deutsche Position für eine EU-Regelung mit Mindestkriterien für Fischerei-Umweltsiegel zu erarbeiten, was im Dezember 2008 abschließend erfolgte. So hatten sich die Mitglieder dieser Arbeitsgruppe, in der neben Verbänden der Fischwirtschaft und des Handels auch Umweltgruppen vertreten sind, zunächst auf den Entwurf eines Positionspapiers geeinigt. Im Papier wird insbesondere empfohlen, die Grundsätze und Kriterien des MSC als Basisstandard für eine Gemeinschaftsregelung für Fischerei-Umweltsiegel heranzuziehen. Einzig Greenpeace hatte diesen Ansatz als unzureichend bezeichnet und daher dem Papier letztlich nicht zugestimmt.

Handel sieht MSC als Basis für EU-Regelung

Nach einer abschließenden Abstimmung im Kreis der Handelsunternehmen konnte der BVL dem Ministerium am 17. Dezember 2008 die volle handelseitige Unterstützung des Vorhabens übermitteln. Im Schreiben betonte der BVL noch einmal sein Anliegen, dass der Handel es sehr begrüßen würde, wenn das BMELV EU-Fischereikommissar Borg den Vorschlag als deutsche Position zu einer Gemeinschaftsregelung für Fischerei-Umweltsiegel unterbreiten würde. Zudem bedankte sich der BVL für die bereits vom BMELV signalisierte Unterstützung, die Möglichkeiten zur Förderung von Kleinst- bis mittleren Unternehmen (KMU) - im Rahmen bestehender Förderinstrumente - beim Einstieg in den Zertifizierungsprozess zu prüfen, um die Aufwands- und Kostennachteile der KMU (Stichwort: Einzelzertifizierung contra Gruppenzertifizierung) auszugleichen und die Etablierung entsprechender Nachhaltigkeitsprogramme in den unterschiedlichsten Vertriebsformen zu fördern.

EU-Fischereipolitik - weiterhin Handlungsbedarf

In seinen Forderungen an die Bundesregierung sieht der Handel jedoch weiterhin Handlungsbedarf in den Problembereichen der Fangquotenfestlegung, der illegale Fischerei und dem Rückwurfgebot. Auch wenn erste Maßnahmen ergriffen wurden und ein Umdenken erkennbar stattfindet, fordert der Handel weiterhin die Bundesregierung auf, sich mit Nachdruck für eine verantwortungsvolle Fischereipolitik auf EU-Ebene einzusetzen.