Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V. (BVL)

Druckversion der Seite: Meldung

Handel betont Verantwortung gegenüber Verbrauchern

Gespanntes Verhältnis von Wirtschaft und Politik bestimmt Unternehmertag Lebensmittel

„Gemeinsam Märkte bewegen“. Unter diesem Motto stand der neunte Unternehmertag Lebensmittel, zu dem der Handelsverband HDE und die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie die Entscheider der Lebensmittelwirtschaft nach Köln geladen hatten. Rund 500 Unternehmer und Mana­ger der Branche sind dem Ruf der Spitzenverbände gefolgt.

In den Vorträgen und Gesprächsrunden des Unternehmertages wurden das Verhältnis von Handel und Ernährungsindustrie sowie die Zukunft der Lebensmittelwirtschaft thematisiert und lebhaft disku­tiert. Gerhard Berssenbrügge (Nestlé Deutschland AG), Markus Mosa (Edeka AG), Harry Brouwer (Unilever Deutschland GmbH) und Friedhelm Dornseifer (Unternehmensgruppe Dornseifer) disku­tierten gemeinsame Erfolgsstrategien von Lebensmittelhandel und –Industrie.

Um internetgetriebene Zukunftsvisionen für die Lebensmittelwirtschaft ging es Gunter Dueck (IBM Deutschland). Auf stärkere Kooperation und gemeinsame Erfolgsstrategien von Lebensmittelhandel und Ernährungsindustrie zielten Peter Wippermann (Trend Büro) und Edgar K. Geffroy in ihren Beiträ­gen.

Bestimmendes Thema des Unternehmertages Lebensmittel war allerdings das Verhältnis von Lebensmittelwirtschaft und Politik – vor allem mit Blick auf die begonnene Umsetzung des Bund-Länder-Aktionsplans und auf das Internetportal „Klarheit und Wahrheit“.

„Gefühlte Verbrauchertäuschung“ darf kein Beurteilungsmaßstab sein

„Die Handelsunternehmen tätigen immense Investitionen, um für die Kunden und ihre Fragen erreich­bar zu sein. Mit Lebensmittelsicherheit, gesetzlichen Kennzeichnungsvorschriften und Grenzwerten gehen wir äußerst verantwortlich um“, bekräftigte Josef Sanktjohanser, Präsident des Handelsverban­des HDE, in seiner Eröffnungsrede. Transparenz sei für den Handel wichtige Voraussetzung für das Kundenvertrauen, betonte er gegenüber Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner, die sich als Gast­rednerin für mehr Sicherheit und Transparenz bei Lebensmitteln stark machte. Sie attestierte der Lebensmittelwirtschaft zwar Vielfalt, Qualität und Kundennähe, machte aber auch unmissverständlich deutlich, dass sie an ihrem bisherigen verbraucherpolitischen Kurs festhalten werde. Das im Rahmen der Initiative „Klarheit und Wahrheit“ konzipierte Internetportal sei kein „Schnellschuss“ und werde wie geplant an den Start gehen. Das Portal ermögliche einen Austausch zwischen Verbrauchern und Wirt­schaft. Aigner forderte die Lebensmittelbranche auf, sich an diesem Dialog zu beteiligen.

HDE-Präsident Sankjohanser betonte gegenüber Ministerin Aigner die Kritik der Branche an den jüngsten Maßnahmen zu Lasten der Wirtschaft. So trage das Portal Klarheit und Wahrheit nicht zu mehr Transparenz bei, sondern fördere die Verunsicherung der Verbraucher und gefährde die Exis­tenz von Herstellern und Händlern. Das liege vor allem am falschen Ansatz, der die gefühlte Verbrau­chertäuschung in den Mittelpunkt stellt. Der HDE-Präsident erinnerte die Bundesverbraucherministerin daran, dass gerade mittelständische Unternehmen Umsatzeinbußen im Zuge unberechtigter Angriffe nur schwer kompensieren könnten. „Ich schlage vor, dass die Plattform gegenüber den Unternehmen nur aktiv wird, wenn ein Produkt nicht mit dem Lebensmittelbuch vereinbar ist“, so Sanktjohanser.

Portal „Klarheit und Wahrheit“ ist kein Betrag zu mehr Transparenz

Gemeinsam mit dem BVE-Vorsitzenden Jürgen Abraham kritisierte er darüber hinaus die fehlende Objektivität des Portals, da es von den Verbraucherschutzverbänden betrieben werde. Sankjohanser forderte daher ein unabhängiges Gremium, das der Veröffentlichung von mutmaßlich irreführenden Produkten vorgeschaltet sei und diese moderiere.

Eine neue Sichtweise des Internetportals rückten die Redner Wippermann und Dueck in den Fokus. Beide bezeichneten das Portal als überholt. Internetnutzer würden über Produkte nicht in solchen offiziellen Portalen diskutieren, sondern dazu Facebook und Blogs nutzen.