Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V. (BVL)

Druckversion der Seite: Meldung

Fischhandel immer nachhaltiger

Am 1. Dezember des Jahres veröffentlichte Greenpeace seine inzwischen dritte Bewertung der Fisch-Einkaufspraxis großer Handelsunternehmen. Auch wenn die Organisation den Unternehmen ein deutliches Engagement für umweltfreundliche Sortimente bescheinigte, die meisten Handelshäuser wurden im „Mittelfeld“ eingestuft, hätte die Branche aus Sicht des BVL eigentlich Bestnoten verdient.

Schließlich sind nationale Initiativen, wie die genauere Fanggebietsinformation sowie die Bestandsdatenbank für Seefische (www.portal-fischerei.de), europaweit einmalig und haben Maßstäbe gesetzt.

Wie den Greenpeace-Veröffentlichungen zu entnehmen ist, haben diejenigen, die nachhaltigen Fisch kaufen wollen, inzwischen durchaus Alternativen. Greenpeace: „Erfreuliches Ergebnis: Die Unternehmen stellen sich zunehmend ihrer Verantwortung.“ Entsprechend dieser Aussage sind zahlreiche Unternehmen im Ranking deutlich aufgewertet, einige jedoch auch leicht abgewertet worden.

Dennoch finden sich viele der bekannten Schwächen des Greenpeace-Rankings auch diesmal wieder. Zu nennen sind hier fragwürdige Kriterien, die wenig transparent und nachvollziehbar sind, die unverhältnismäßig hohe Bewertung der „Einkaufspolitik" und ihrer Veröffentlichung, die Praxis von Greenpeace, die Fragebögen teilweise selbst auszufüllen, den direkten Vergleich ganz unterschiedlichster Vertriebstypen (Supermärkte, Discounter) sowie die mangelnde Berücksichtung politischer Stellungnahmen und das Projekt „Bestandsdatenbank für Seefische“.

Mit Blick auf den kritischen Zustand nicht weniger Fischbestände ist sich der Handel seiner Verantwortung bewusst und weitet seit Jahren Maßnahmen zur Förderung einer nachhaltigen Fischerei aus. So werden inzwischen über 30 Prozent an Wildfisch aus Fischereien bezogen, die sich im MSC-Programm befinden - also kontrolliert nachhaltig befischt werden. Auch weitet der Handel die Zertifizierung seiner Fischtheken, trotz Schwierigkeiten im Warenbezug, aus. Zudem befinden sich inzwischen über 600 Artikel mit MSC-Logo im Sortiment der Unternehmen. Kein anderes Land weltweit vertreibt soviel MSC-Ware wie Deutschland. Hinzu kommen besondere Aktivitäten hinsichtlich Fisch aus Aquakulturen: Der Handel nimmt zunehmend mehr Biofisch sowie Fisch aus zertifizierter Aquakultur, z. B. nach den Kriterien von Globalgap, ins Sortiment.

Aber auch branchenübergreifend gibt es beachtliche Initiativen: So setzen sich Handel und Fischwirtschaft für eine genauere Fanggebietskennzeichnung auf freiwilliger Basis ein, um Fisch aus nachhaltiger Fischerei noch gezielter beziehen zu können. Jüngst wurde zudem der Aufbau einer umfangreichen Online-Datenbank zur Darstellung der Bestandssituation kommerziell genutzter Seefischbestände besiegelt, der auch von den führenden Umweltgruppen unterstützt wird. Partner von Handel und Fischwirtschaft ist das vTI-Bundesinstitut, das mit Unterstützung des Bundesernährungsministeriums (BMELV) die Datenbank für die etwa 130 Fischbestände, die in Deutschland Marktrelevanz haben, aufbauen wird. Mit Hilfe der Datenbank erhält die Branche jetzt erstmalig wissenschaftlich abgesicherte Informationen, die es ermöglichen, den Fischeinkauf künftig noch nachhaltiger zu gestalten.

Zudem engagiert sich der BVL auch massiv auf der politischen Ebene: In zahlreichen Stellungnahmen hat sich der Handel für eine dringend notwendige Neuordnung der EU-Fischereipolitik eingesetzt. Darin verdeutlichte er den dringenden Handlungsbedarf in den Bereichen der nachhaltigen Quotenfestlegung, Unterbindung illegaler Fischerei sowie der Beifangproblematik. Erste Rechtsvorhaben aus Brüssel, wie z. B. das Grünbuch zur Fischereipolitik, weisen nun bereits in die richtige Richtung.