Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V. (BVL)

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Fischbestände jetzt online

Aufbauend auf der Initiative einer genaueren Fanggebietsinformation beauftragten BVL und Fischwirtschaft im Januar 2010 das Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI), unterstützt vom Bundesernährungsministerium (BMELV), eine Datenbank zur Darstellung der Bestandssituation kommerziell genutzter Seefischbestände aufzubauen. Rund 130 für den deutschen Markt relevante Fischbestände aus weltweit über 30 Fischarten werden im endgültigen Stadium bis Ende 2012 in der Datenbank „Fischbestände online“ (www.portal-fischerei.de) beschrieben.

Mit Blick auf den kritischen Zustand nicht weniger Fischbestände sind sich die Unternehmen aus Lebensmittelhandel und Fischfachhandel ihrer besonderen Verantwortung bewusst. Seit Jahren weiten die Unternehmen ihre Maßnahmen zur Förderung einer nachhaltigen Fischerei aus.

Inzwischen wird ein großer Anteil an Wildfisch aus zertifizierten Fischereien bezogen, die sich beispielsweise im MSC-Programm (Marine Stewardship Council) befinden, also kontrolliert nachhaltig befischt werden. Kein anderes Land weltweit vertreibt soviel MSC-Ware wie Deutschland. Hinzu kommen besondere Aktivitäten hinsichtlich Fisch aus Aquakulturen: Der Handel nimmt zunehmend mehr Biofisch sowie Fisch aus zertifizierter Aquakultur, z. B. nach den Kriterien von Globalgap, ins Sortiment.

Initiative: genauere Fanggebietsinformation

Der Handel unterstützt auch die Initiative von Fischindustrie und Fischgroßhandel für eine genauere Fanggebietskennzeichnung auf freiwilliger Basis. Diese Initiative ermöglicht dem Handel zum einen, Fisch aus nachhaltig betriebener Fischerei noch gezielter beziehen zu können. Zum anderen können tatsächlich gefährdete Bestände besser geschont werden.

Eine Schwachstelle der Initiative lag jedoch darin, dass allgemein verständliche Daten über den Zustand der Seefischbestände bislang jedoch an keiner zentralen Stelle vorlagen. Dies nahmen Handel und Fischindustrie/-großhandel im Januar 2010 zum Anlass, das vTI-Bundesinstitut mit Unterstützung des BMELV zu beauftragen, die Datenbank „Fischbestände online“ zur Darstellung der Bestandssituation kommerziell genutzter Seefischbestände aufzubauen. Ein Prototyp der Datenbank war bereits auf der ANUGA 2009 in Köln, der Weltleitmesse für Ernährung, vorgestellt worden. 

Handel von Beginn an treibende Kraft

Der Beauftragung der Datenbank „Fischbestände online“ vorausgegangen waren umfangreiche Vorarbeiten in der Arbeitsgruppe „Herkunftsangaben für Fischereierzeugnisse" im Rahmen des Runden Tisches „Nachhaltige Fischerei“ - initiiert vom BMELV - an dem handelsseitig neben dem BVL auch Vertreter aus Handelsunternehmen, wie der Metro Group, der Edeka Zentrale sowie dem FV Fischfachhandel aktiv beteiligt waren.

Gemäß Vereinbarung stellen Handel und Fischwirtschaft zu gleichen Teilen einen Großteil der finanziellen Mittel zum Aufbau der Datenbank, wobei auch der Bund mit gewissen Eigenmitteln beteiligt ist. Handelsseitig haben sich bekanntermaßen neben dem BVL auch die Edeka Zentrale, Kaufland, Metro Group, tegut… sowie die Fachgrupppe Fischfachhandel in besonderer Form zudem finanziell beteiligt.

Unternehmen, Öffentlichkeit und Umweltorganisationen

Das Informationsangebot der Datenbank richtet sich an die interessierte Öffentlichkeit, insbesondere aber an Unternehmen des Handels und der verarbeitenden Industrie, um ihnen den weiteren Ausbau ihrer nachhaltigen Fisch-Einkaufspolitik auf der Basis wissenschaftlich korrekter Informationen zu erleichtern. Natürlich sind auch Umweltverbände, Schülerinnen und Schüler, Studentinnen und Studenten und Vertreter der Presse herzlich willkommen, die Website als Informationsquelle zu nutzen.

„Fischbestände online“ liefert umfassende und aktuelle Informationen zum Zustand von Fischbeständen, die für den deutschen Markt von Bedeutung sind. Neben einer kurzen Darstellung der Fischarten sind die Informationen nach einzelnen Fischbeständen gegliedert. Diese können sich völlig unterschiedlich entwickeln. Ferner werden alle weiteren Aspekte beschrieben, die für die Bewertung einer nachhaltigen Fischerei relevant sein können. Alle Angaben werden entsprechend der wissenschaftlichen Praxis durch Quellen belegt.

Basisinformation künftiger Fischführer

„Fischbestände online“ versteht sich nicht als Konkurrenz zu den zahlreichen Fischführern, sondern als deren künftige Grundlage. Die Informationen werden vom vTI-Bundesinstitut zusammengetragen und in der Regel jährlich aktualisiert, vor allem auf der Basis der veröffentlichten Berichte zwischenstaatlicher wissenschaftlicher Organisationen. Diese Fakten werden ausdrücklich ohne Bewertung dargestellt. Nutzern der Datenbank ist jedoch eine Bewertung mit besonderem Blick auf die Klassifikation des Bestandszustandes - erleichtert u. a. durch eine +/-Symbolik in den Datenblättern - jederzeit möglich.

Welche Informationen sind bereits online?

Gemäß den jüngsten ICES-Mitteilungen (Internationaler Rat für Meeresforschung) wurden die Bestandsdatenblätter für die nachfolgenden Fischarten aktualisiert: Hering (3 Bestände), Kabeljau/Dorsch (5 Bestände), Makrele (1), Rotbarsch (1), Scholle (1), Seelachs (1) und Seezunge (1). Dabei ist bei Hering (Norwegischer Frühjahrslaicher), Kabeljau (Island-Kabeljau) und der Seezunge (Nordsee-Seezunge) jeweils ein Bestand hinzugekommen. Entsprechend der wissenschaftlichen Praxis sind nun alle Informationen mit Quellen hinterlegt. Ein umfangreiches Glossar erklärt Fachbegriffe und Abkürzungen.

Außerdem wurde eine Seite zur „Entstehung“ des Projektes ergänzt. Neben der Herausstellung der besonderen Anstöße, Initiativen, Beiträge und Leistungen der beteiligten Kreise wird hier auch die übergreifende Zusammensetzung des Runden Tisches verdeutlicht - bestehend aus Vertretern der gesamten Wertschöpfungskette, der Ministerien, Wissenschaft sowie der Umweltorganisationen Greenpeace und WWF.

Was wird als nächstes eingestellt?

Als nächster Schritt erfolgt erstmalig die Einarbeitung von Bestandsinformationen zum Dornhai. Zudem sollen die Seelachsbestände Island und Nordost-Arktis vervollständigt werden. Weiter geht es mit der Vervollständigung der Rotbarschbestände (mit: S. mentella, Irminger See, pelagisch flach; S. mentella, Irminger See, pelagisch tief; S. mentella, Islandschelf). Auch die Heringsbestände werden um weitere ergänzt.

Als neue Art werden Informationen zur Sprotte ausgearbeitet, auch wegen der Relevanz für die weitere Entwicklung des Ostsee-Dorsches. Darüber hinaus ist die Bearbeitung von Aal- und Seeteufel-Beständen geplant. Überlegt wird zudem, die MSC-zertifizierten Alaska-Pollak-Bestände aufzunehmen. Als technische Ergänzungen sind Bestandstabellen in PDF-Format, eine Archiv- und Suchfunktion sowie eine Frage-Antwort-Seite, die den Einstieg in die Datenbank erleichtern soll, geplant.