BVL erweitert Kapazitäten
Die Delegiertenversammlung des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels e. V. (BVL) hat den mittelständischen Lebensmittelkaufmann Friedhelm Dornseifer am 7. Oktober 2010 einstimmig zum Präsidenten gewählt. Zusammen mit dem neuen Präsidenten stehen weitere Veränderungen im Verband an. Der BVL wird in Zukunft seine Kapazitäten ausbauen und die Arbeit für die Kaufleute verstärken.
Der neue BVL-Chef betreibt 17 Supermärkte im Sauerland und verfügt gleichzeitig über eigene Produktionsstätten, unter anderem für frische Fertiggerichte. Dornseifer ist ein echter Mittelständler und seit vielen Jahren als Vorstandsvorsitzender des MLF, Mittelständische Lebensmittel-Filialbetriebe e.V., eng mit den führenden Kaufleuten der Edeka und der Rewe verbunden.
BVL-Präsidium gestärkt
Zusammen mit Dornseifer wurden in diesem Jahr Alain Caparros, Vorstandsvorsitzender der Rewe Group, Markus Mosa, Vorstandsvorsitzender der Edeka Aktiengesellschaft, und Gerd Müller, Vorstandssprecher der Coop e. G., in das Präsidium des BVL aufgenommen.
Und auch in der hauptamtlichen Besetzung des BVL wird sich in Zukunft einiges ändern. Franz-Martin Rausch, bisher verantwortlich für das Ressort Verbraucherpolitik im HDE, wird im Januar 2011 die Hauptgeschäftsführung des BVL übernehmen, und in Zusammenarbeit mit den BVL-Geschäftsführern Michael Gerling und Christian Mieles die Aktivitäten des BVL steuern. Mit Beginn des Jahres 2011 wird der BVL darüber hinaus zwei weiteren Stellen zusätzlich besetzen.
Gemeinsame Lebensmittelfacharbeit von BVL und HDE
Um die verbandliche Lebensmittelarbeit insgesamt in Zukunft optimal zu gestalten, werden die Arbeiten von HDE und BVL zukünftig noch enger miteinander verzahnt. Beide Organisationen werden die Lebensmittelarbeit zukünftig arbeitsteilig organisieren und der BVL wird eng mit den Ausschüssen des HDE zusammenarbeiten. Auch in der Öffentlichkeitsarbeit stehen Änderungen an. Der BVL hatte sich in den letzten Jahren weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und wird zukünftig wieder deutlich stärker in Erscheinung treten. „Mit einer Stimme zu sprechen, muss nicht heißen, dass immer nur eine Stimme spricht“, so Dornseifer.
Die Delegiertenversammlung des BVL fand erstmalig im neu eröffneten food hotel Neuwied statt. Der BVL ist Miteigentümer des Hotels und ebenfalls Gesellschafter der in Neuwied beheimateten Lebensmittel-Fachschule.
Zum öffentlichen Teil der Delegiertenversammlung kamen 100 hochkarätige Gäste aus der Ernährungsbranche ins food hotel. Darunter Dr. Freiherr von Leoprechting, Präsident des europäischen Handelsverbandes EuroCommerce, Josef Sanktjohanser, Präsident des Handelsverbandes Deutschland und viele selbstständige Lebensmittelkaufleute aus ganz Deutschland.
Einseitige Nachfragemacht nicht vorhanden
Dornseifer betonte in seiner Antrittsrede die Vielfalt und die Bedeutung des mittelständischen Lebensmittelhandels als Arbeitgeber und Innovationsmotor. Das Bild des Lebensmittelhandels, das heute Politik und Öffentlichkeit bestimmt, habe leider den Mittelstand weitgehend ausgeblendet, so Dornseifer. Immer wieder sei zu hören, dass der Lebensmittelhandel von vier, fünf oder manchmal auch sechs Unternehmen vollends beherrscht wird. Ob Landwirtschaft, Ernährungsindustrie oder auch die staatlichen Wettbewerbshüter, sie alle hätten sich zu einem Meinungskartell verbündet, das immer wieder die gleiche Botschaft bringe: Der Lebensmittelhandel sei hoch konzentriert und habe eine überlegene Marktmacht zum Nachteil der Vorstufen, also der Ernährungsindustrie und der Landwirtschaft.
Dornseifer zeichnete dagegen ein vielfältiges Bild des Lebensmittelhandels in Deutschland. 10.000 selbstständige Kaufleute unter dem Dach der Edeka, der Rewe und anderer Verbünde stehen aus seiner Sicht ebenso für eine vielfältige Struktur wie die unabhängigen Delikatessenhändler, Fischfachhändler, rollenden Supermärkte, die Kioske, die Bäcker, die Fleischer und inzwischen auch die vielen Spezialisten im Internet, die vom Müsli bis zur Schokolade auch nichts anderes anbieten als Lebensmittel.
Dem Vorwurf einer einseitigen Nachfragemacht aufseiten des Lebensmittelhandels trat Dornseifer entschieden entgegen. Es gebe internationale, nationale, aber eben auch regionale und lokale Bezugsstrukturen. Viele Kaufleute hätten weit mehr als 100 regionale Lieferanten, mit denen, unabhängig von der Gruppenzugehörigkeit, der selbstständigen Händler Sortimente, Preise und Konditionen verhandelt werden.
Für Dornseifer steht fest, dass die Kaufleute im deutschen Lebensmittelhandel wieder an Gewicht gewinnen werden. Schon in 2009 und in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres sei der Marktanteil der Discounter und SB-Warenhäuser zurückgegangen und dieser Trend werde sich in den nächsten Jahren weiter fortsetzen.
Selbstständige Kaufleute im Aufwind
Die selbstständigen Kaufleute spielen hier in Deutschland eine wichtige Rolle, als Absatzkanal für viele kleine Betriebe der Landwirtschaft und der Ernährungsindustrie, als Arbeitgeber mit vielen qualifizierten Arbeitsplätzen und als Pioniere für den Verkauf innovativer Produkte und den Einsatz neuer Technologien", so Dornseifer. Zusammen mit dem HDE werde der BVL in Zukunft die Lebensmittelarbeit für alle Betriebstypen organisieren, den Mittelstand dabei aber stärker betonen.
Es sei noch keine fünf Jahre her, da schien der Siegeszug der Discounter unaufhaltbar. Jahr für Jahr trotzten sie dem Vollsortimentshandel Marktanteile ab. Geeignete Mittel, um diesen Trend aufzuhalten, waren nicht in Sicht. Der Supermarkt drohte, in der Versenkung zu verschwinden.
Doch gestützt durch demographische Veränderungen, wie steigendes Durchschnittsalter der Bevölkerung und vor allem kleinere Haushaltsgrößen, gelang dem Supermarkt sein Comeback. Ausbau der Bedienungsabteilungen, umfangreiche Präsentation frischer Fertiggerichte, Marken und Eigenmarken vom Preiseinstieg bis zum Premium und natürlich kompetente und immer freundliche Mitarbeiter – mit klaren Qualitätsstrategien hätten die Supermärkte den Weg zurück auf die Erfolgsspur gefunden.
„Höchste Zeit“, so Dornseifer, „dass auch die Politik die Bedeutung der mittelständischen Kaufleute im Lebensmittelhandel erkennt und diese fördert.“