Adressat gegenläufiger Interessen
Als Kulturträger prägt der Lebensmittelhandel die Wertorientierung der Menschen und ihr Zusammenleben im Alltag. Damit beeinflusst er wesentlich das Gemeinwohl in Deutschland. Diese Rolle der Branche stellte BVLH-Präsident Friedhelm Dornseifer in den Mittelpunkt seiner Rede.
Er verdeutlichte, dass diese Mitgestalter-Rolle des Gemeinwesens aber auch von Spannungsverhältnissen geprägt sei. Diese könnten nur dann aufgelöst werden, wenn alle Beteiligten anerkennen, dass die oft gegenläufigen Anforderungen, mit denen der Handel konfrontiert wird, die Branche vor große Herausforderungen stellen. Sie zu meistern, setze die Bereitschaft zum Kompromiss voraus. Beispielhaft nannte der Präsident die Reduktion von Zucker, Salz und Fett in Fertiggerichten, die Verantwortung des Handels beim Ausbau des Tierwohls in der Nutztierhaltung und seine Haltung zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in der Wertschöpfungskette.
Spannungsverhältnisse auflösen erfordert die Bereitschaft zum Kompromiss
Bundesernährungsministerin Julia Klöckner betonte in ihrer Rede den Gemeinwohlbeitrag des Lebensmittelhandels als zeitgemäßer und zuverlässiger Versorger der Bevölkerung mit einem breiten Nahrungsmittelangbot, das sich jeder leisten könne. Sie wies aber auch darauf hin, dass beispielsweise die Förderung nachhaltiger Produkte, die Vorbeugung von Lebensmittelverlusten und gute Geschäftsbeziehungen in der Lebensmittelkette ebenfalls wichtige Gemeinwohlbeiträge seien, bei denen der Handel seinen Anteil noch weiter ausbauen und sein Engagement steigern könne.
Einkaufsverbünde ermöglichen Verhandlungen auf Augenhöhe
Aus aktuellem Anlass war auch der Umgang miteinander in der Lieferkette Thema des Abends. In seiner Rede hob BVLH-Präsident Dornseifer die Bedeutung des Genossenschaftsprinzips im Lebensmittelhandel als ein Baustein für den Erfolg regionaler und nachhaltiger Sortimente hervor. Er verteidigte sowohl die internationalen Einkaufsverbünde des Handels als Instrument, um mit global aufgestellten Unternehmen der Ernährungsindustrie auf Augenhöhe verhandeln zu können. Und er appellierte eindringlich an Ministerin Klöckner sowie die gesamte Bundesregierung, sich auf europäischer Ebene mit Nachdruck dafür einzusetzen, regulativen Instrumenten einen Riegel vorzuschieben, die eine solche Position des Lebensmittelhandels schwächen könnten.
Das Verhältnis von Landwirtschaft, Ernährungswirtschaft und Lebensmittelhandel prägte nicht nur die Reden, sondern auch die anschließenden bilateralen Gespräche zwischen den zahlreich erschienenen Gästen aus Politik und Handel.
Impressionen des Abends finden Sie hier.