Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V. (BVL)

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Wettbewerbsfaktor Umweltschutz

Nachhaltige Geschäftsmodelle sind für den Erfolg von Einzelhandelsformaten, so der HDE, kaum noch wegzudenken: Umweltschutz spart Kosten und spielt zusehends eine wichtigere Rolle bei der Kaufentscheidung von Konsumenten. Der daraus resultierende Wettbewerb hat eine Vielfalt von Nachhaltigkeitsinitiativen geschaffen, mit denen die Unternehmen von sich aus auf die großen umweltpolitischen Fragen unserer Zeit antworten. Eine Gefahr für dieses facettenreiche Engagement könnten unüberlegte gesetzliche Regelungen sein.

Der HDE hat im Mai eine umfangreiche Broschüre „Umweltschutz leben – Ein Beitrag des Handels“ veröffentlicht und darin 14 Unternehmen – stellvertretend für die gesamte Branche – mit Ihren Initiativen „pro Nachhaltigkeit“ zu Wort kommen lassen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Lebenmitteleinzelhandel, der seine Beispiele den Kategorien grüne Produkte und nachhaltiger Konsum, Verkehr und Beschaffung sowie Nachhaltigkeit am Standort zuordnet.

Grüne Produkte und nachhaltigen Konsum fördern

Jedes Produkt hinterlässt – von seiner Herstellung über den Verkauf bis hin zu seiner Verwendung – Spuren in der Umwelt. Wie gestaltet sich dabei der nachhaltige Beitrag des Handels? Der Lebensmitteleinzelhandel baut sein Sortiment an grünen Produkten kontinuierlich aus. Das steigende Angebot gelabelter Produkte, beispielsweise mit dem Blauen Engel, Fairtrade-, MSC -, FSC - oder Bio-Siegel verdeutlicht hier das Engagement des Handels. Durch die Integration von Umweltanforderungen in die Einkaufsbedingungen und die Intensivierung der Zusammenarbeit mit besonders umweltfreundlichen Lieferanten, nutzt der Handel seine Kontakte entlang der Lieferkette zugunsten der Umwelt. Als Versorger von mehr als 80 Millionen Deutschen nimmt der Lebensmitteleinzelhandel als Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Verbraucher auch seine Mitverantwortung wahr, die Kunden für Nachhaltigkeitsaspekte zu sensibilisieren.

Verkehr und Beschaffung umweltschonend gestalten

Bevor der Kunde ein Produkt im Regal seines Einzelhändlers vorfindet, wird es in der Regel mehrfach transportiert. Das verursacht Kosten – für Handel, Verbraucher und Umwelt. Um den Transport so effizient wie möglich auszurichten und ein umweltschonendes Beschaffungswesen sicherzustellen, tut der Handel viel. Immer mehr Handelsunternehmen satteln von der Straße auf alternative Verkehrsträger wie Schiff und Schiene um, soweit dies Kosten, Infrastruktur und die Beschaffenheit der Produkte zulassen. Bei Lebensmitteln ist der schnelle und richtige Transport auch eine Frage der Lebensmittelsicherheit, denn es gilt beispielsweise, die Kühlkette nicht zu unterbrechen. Auch hier gibt es effiziente Lösungen: Der Einsatz von Drei-Kammer-LKWs ermöglicht den gleichzeitigen Transport von frischer, gekühlter und tiefgekühlter Ware. Musste früher eine Filiale noch von drei LKWs beliefert werden, reicht hierfür heute schon ein LKW aus. Darüber hinaus entscheiden sich immer mehr Handelshäuser bewusst für einen Fuhrpark mit alternativen CO2-armen Antriebstechnologien.

Nachhaltigkeit am Standort ausbauen

Seit Jahren unternimmt der Handel Anstrengungen, um seine Standorte umweltschonend zu gestalten, und hat dabei Standards gesetzt, die über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen. Von Einzelmaßnahmen, wie der Abfall- und Abwassernutzung, dem gesteigerten Einsatz erneuerbarer Energien und der umweltverträglichen Beleuchtung, bis hin zu Gesamtkonzepten für klimaneutrale Filialen hat der Handel eine facettenreiche Auswahl an kreativen Initiativen zu bieten. Karl-Friedrich Falkenberg, Generaldirektor Umwelt bei der Europäischen Kommission, schrieb in seinem Grußwort der neuen HDE-Broschüre mit Blick auf die Nachhaltigkeitsthemen, die der Handel bearbeitet: „Dieses Spektrum zeigt, dass der Einzelhandel in vielfältiger Weise zu nachhaltigem Verhalten beitragen kann.“ Im Lebensmitteleinzelhandel stellt der Strombedarf für Kühlsysteme den Löwenanteil am Gesamtenergieverbrauch dar. Der Handel hat dies zum Anlass genommen, alternative Kühlmethoden zu entwickeln und nimmt heute eine Vorreiterrolle ein. Eine neue Art der Kühlung greift auf CO2 anstatt auf die bisher als Kältemittel verwendeten Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) zurück. Entweicht das CO2 während des Betriebes, gelangt nur soviel Menge Kohlenstoffdioxid in die Umwelt, wie ihr vorher entnommen wurde.

Zusätzlich zeigen Abdeckungsvorrichtungen und Glastüren für Kühlmöbel, Antikondensatscheiben, intelligente Regelungssysteme sowie die Nutzug der gesamten Abwärme der Kälteanlagen, beispielsweise zur Wasserwärmung oder Beheizung der Märkte und Lagerhallen, welche Eigendynamik der Schutz unserer natürlichen Lebensumwelt im Handel hervorgerufen hat: Die Unternehmen stehen in einem Wettbewerb um die besten Ideen zum Schutz der Umwelt, zur Senkung der Kosten und um die Gunst der Kunden, die zunehmend mehr Wert auf nachhaltigen Konsum legen. Energiesparende Maßnahmen sind noch effektiver, wenn die Mitarbeiter mitdenken, entsprechend handeln und auch die Kunden für einen nachhaltigen Konsum sensibilisieren. Denn nachhaltige Spaghetti nutzen der Umwelt nicht, wenn der Konsument beim Kochen des Wassers nicht den Deckel auf den Topf setzt.

Die Zukunft gemeinsam nachhaltiger gestalten

Umweltschutz hat sich ohne Frage auch zu einem Instrument der Handelsunternehmen entwickelt, um sich im extrem starken Wettbewerb von den Konkurrenten abzuheben. Dieser Wettbewerb hat ein Engagement der Händler entfacht, das weit mehr leistet als bisher von rechtlicher Seite gefordert wird. Dieser starke Vorstoß des Handels in Richtung Nachhaltigkeit sollte daher nicht durch zusätzliche Regulierungen gebremst und in seiner Vielfalt durch vorgefertigte Einheitskonzepte gefährdet werden. Der Schutz unserer Umwelt ist eine der Herausforderungen unserer Zeit, die unser aller Engagement erfordert. Das schließt auch einen Dialog aller Gruppen aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik ein. Nur eine verstärkte Zusammenarbeit kann den Umweltschutz noch weiter vorantreiben und einen breiten Bewusstseinswandel für nachhaltiges Handeln beschleunigen.

Die neue Umweltbroschüre des HDE ist unter www.einzelhande.del/umweltschutzleben als Download verfügbar.

Initiativen Anfang Mai in Brüssel präsentiert

Die Beispielsammlung für Nachhaltigkeit im Handel wurde am 3. Mai 2010 in Brüssel im Beisein namhafter Politiker und Vertreter der Branche vorgestellt. "Der Handel übernimmt an vielen Stellen tagtäglich gesellschaftliche Verantwortung. In der Lieferkette, in der Sortimentauswahl, in der Gestaltung der Geschäfte, gegenüber seinen Mitarbeitern oder in der breiten Gesellschaft. Gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit gehen bei uns Hand in Hand und sind gelebte Praxis“, erklärte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser im Rahmen seiner Begrüßung. "Dieses freiwillige Engagement, das für die Unternehmen natürlich auch ein Wettbewerbsfaktor ist, sollte nicht erstickt werden. Deshalb appelliere ich an die Politik in der Europäischen Union ebenso wie in Deutschland: Besinnen Sie sich auf Ihre ureigenste Aufgabe: Einen Ordnungsrahmen zu schaffen, innerhalb dessen sich Wirtschaft und Gesellschaft frei entwickeln können. Kurz gesagt, regeln Sie so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich." Die Broschüre präsentierte Karl-Erivan W. Haub, Vorsitzender des HDE-Bereichs Großfläche und Filialbetriebe, geschäftsführender und persönlich haftender Gesellschafter der Unternehmensgruppe Tengelmann, in Anwesenheit hochrangiger EU-Umweltpolitiker wie Jo Leinen, dem Vorsitzenden des Umweltausschusses des Europäischen Parlaments. "Der Schutz unserer Lebensgrundlagen hat im deutschen Handel Tradition und in den letzten Jahren eine enorme Eigendynamik entwickelt", erläuterte Haub. „Nachhaltige Geschäftsmodelle sind für erfolgreiche Einzelhandelsformate von entscheidender Bedeutung“, so Haub weiter. Lob bekam der Handel von Karl-Friedrich Falkenberg, Generaldirektor Umwelt bei der Europäischen Kommission, der das Engagement des Handels im Rahmen des Europäischen Einzelhandelsforums hervorhob. Auch Georg Abel, Bundesgeschäftsführer der VERBRAUCHER INITIATIVE äußerte sich in der Broschüre positiv über den Handel und stellte dessen Schnittstellenfunktion zwischen Verbraucher und Hersteller heraus.