Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V. (BVL)

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Regionale Produkte: Transparenz statt Bürokratie

Das Bundesernährungsministerium (BMELV) hatte eine Studie in Auftrag gegeben mit dem Ziel, Kriterien für ein bundesweites Regionalsiegel zu entwickeln. Der Handel brachte wiederholt seine vielfältigen Erfahrungen und Vorstellungen bei den Beteiligten ein. In einer ersten übergreifenden Einschätzung skizzierte er zudem, was aus Handelssicht deutlich kritisch und was in Ansätzen als praxistauglich erscheint.

Das Thema „Regionalität“ hat in den zurückliegenden Jahren aus vielfältigen Gründen enorm an Bedeutung gewonnen. Der Lebensmittelhandel hat dies früh erkannt und bietet heute ein großes Angebot regionaler Erzeugnisse und Produkte, oft auch aus handwerklicher Herstellung, an. Angeboten werden diese als Regionalmarken, regionale Industriemarken oder im Rahmen von regionalen Eigenmarken-Programmen des Handels.

Kein Bedarf für weitere Siegel und Dachmarken

Vor dem Hintergrund der Überlegungen des BMELV, Kriterien für ein bundesweites Regionalsiegel zu entwickeln, hatte sich der Handel in den zurückliegenden Monaten im Kreise der Unternehmen wiederholt und sehr intensiv darüber ausgetauscht, welche Ansätze und Möglichkeiten hier als praxistauglich erscheinen. 

Im Ergebnis der Diskussion bestand Einigkeit im Handel, dass für ein weiteres Siegel bzw. eine Dachmarke weder Notwendigkeit noch Bedarf gesehen wird. Weitere Ansätze, wie ein Anerkennungsverfahren mit Mindestkriterien oder eine geprüfte Ausweitung der Kennzeichnung auf freiwilliger Basis, wurden diskutiert, jedoch nur von einzelnen Häusern im Ansatz als gangbar eingestuft.

Eingrenzung der „Region“ bundesweit kaum möglich 

Unterschiedliche Auffassungen existieren darüber, was die Eingrenzung des Begriffes „Region“ betrifft. Hier werden im Markt ganz verschiedene Ansätze verfolgt. Übereinstimmung bestand jedoch darin, dass regionale Produkte (z. B. die „Weißwurst aus Bayern“) auch außerhalb der Region handelbar bleiben sollten.

Was Ansätze für geprüfte Anforderungen betrifft, besteht die Gefahr, 
dass aufwendige Zertifizierungssysteme geschaffen werden, die insbesondere die kleinen Hersteller vor Ort mit zusätzlichen bürokratischen Lasten und Kosten konfrontieren, teils auch aus dem Markt drängen könnten. 

Aufwendige Prüfsysteme könnten gerade die Kleinen belasten

Ebenso gibt es Bedenken, ob die Vielfalt regionaler Produkte im Bereich der Eigenmarken noch erhalten werden kann, wenn sich diese einem starren Zertifizierungssystem unterwerfen sollen. Dabei ist zu beachten, dass die Eigenmarken des Handels bereits heute in umfangreiche Qualitätssicherungssysteme eingebunden sind.

Auch was den Rohstoffeinsatz betrifft, zeichnete sich kein einheitliches Bild, 
ob hier ausschließlich Rohstoffe aus der Region verwendet werden sollten. 
Auch der letzte Verarbeitungsschritt (z. B. das Bierbrauen, Fleischverarbeiten, Kaffeerösten) kann hier ein Kriterium sein. Hingegen sind regionale Verarbeitungsstrukturen (z. B. Schlachthöfe, Molkereien) teilweise gar nicht mehr vorhanden.

Auch wurde verdeutlicht, dass Ansprüche hinsichtlich „Regionalität“ 
nicht mit Anforderungen zur Sicherheit und Qualität von Lebensmitteln verbunden werden sollten. Hier sollte aus Handelssicht strikt getrennt werden.

Besser bestehende Regelungen ausschöpfen

Insgesamt ist es für den Handel ein wichtiges Anliegen, dass die bereits existierenden Regionalsysteme im Markt erhalten bleiben. Dabei gilt es, die bestehenden Regelungen auszuschöpfen und keine neuen rechtlichen und bürokratischen Vorgaben zu schaffen.

Hier sollte auch berücksichtigt werden, dass in der Lebensmittelinformations-Verordnung (LMIV) auf EU-Ebene bereits Regelungen für eine erweiterte Ursprungs- und Herkunftskennzeichnung für Fleisch und Hauptzutaten vorgesehen sind, die ab Ende 2014 greifen können.

Was die Kontrolle der Systeme betrifft, sollten diese auch mit Blick auf Unternehmen mit handwerklichen Strukturen auf Lieferantenseite einfach und bezahlbar bleiben. 

Transparenz- und Informationsinitiative zielführend

Im Ergebnis besteht inzwischen die Auffassung, dass eine freiwillige „Regelungsinitiative“, wie sie teils angedacht wird, im hochkomplexen Themenfeld der „Regionalität“ mit seinen zahlreichen Initiativen und Projekten handelsübergreifend nicht als zielführend erscheint. 

Als zielführend könnte sich der Handel hingegen eine gemeinsame „Transparenz- und Informationsinitiative“ in Richtung Verbraucher vorstellen. So könnten die zusätzlichen Informationen dem Verbraucher, z. B. im Zutatenverzeichnis, aber auch über ein extra „Regionalfenster“, einem Web-Link oder gesondert im Internet zur Verfügung gestellt werden. 

Eine derartige Initiative würde der Handel übergreifend unterstützen und hat dies auch bereits gegenüber dem BMELV signalisiert.