Position zur Eiweißfütterung
Im Mai 2013 hatten primär europäische Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels die „Brüsseler Sojaerklärung“ veröffentlicht. Mit der Sojaerklärung sollte in erster Linie in den südamerikanischen Sojaanbau- und -exportländern das Bewusstsein gestärkt werden, dass es für europäische Lebensmitteleinzelhändler von hoher Relevanz ist, ihre Lieferketten für tierische Veredlungsprodukte (Fleisch, Milch, Eier) im Zusammenwirken mit ihren individuellen Lieferkettenpartnern auch im Kontext einer gentechnikfreien Fütterung gestalten zu können.
In den letzten Jahren hat sich die gesellschaftliche Diskussion zur Nutztierhaltung in Deutschland sehr verstärkt. Mit diesem Diskurs einher geht die kritische Auseinandersetzung mit der Verfütterung von ca. 4,5 Mio. Tonnen gentechnisch verändertem Sojaschrot, welches zur Deckung der heimischen „Eiweißlücke“ überwiegend aus Übersee importiert wird.
Brasilien, Argentinien und die USA sind die wichtigsten Herkunftsländer für die in der deutschen Futtermittelindustrie verarbeiteten Sojavolumina. Festzuhalten ist, dass in allen drei Ländern seit Mitte der 90er Jahre eine rasante Zunahme des Anbaus von gentechnisch veränderten Sojabohnen stattgefunden hat. Lediglich in Brasilien werden von den derzeit ca. 80 Mio. Tonnen angebauten Sojabohnen noch ca. 10 Mio. Tonnen als gentechnikfreie Ware erzeugt.
Die überwiegende Mehrzahl der Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels ist sich dessen bewusst und fordert vorrangig für ihre Eigenmarkenprodukte eine Nutztierfütterung, die auf den Einsatz von gentechnisch veränderten Futtermitteln verzichtet. Um die Thematik voranzubringen, engagieren sie sich auch im „Dialogforum für Nachhaltigere Eiweißfuttermittel“. Damit kommen sie ihrem Anspruch an eine verantwortungsvollere Produktion von tierischen Erzeugnissen sowie den Erwartungen deutscher Verbraucher an gentechnikfreie und gentechnikfrei erzeugte Lebensmittel nach.
Die Gentechnikfreiheit von Futtermitteln kann auch durch eine stärkere Fokussierung auf europäische Eiweißquellen erreicht werden. Dies funktioniert aber nur, wenn zeitgleich u. a. der Leguminosenanbau in Europa durch entsprechende Nachfrageimpulse gefördert und ausgeweitet wird.
Die Befürworter möchten die Position nicht als eine grundlegende Ablehnung gegenüber der Gentechnik verstanden wissen. Vielmehr handelt es sich hier um eine Einzelfallbetrachtung, die als eine kritische Stellungnahme gegenüber dem Anbau von transgenen Sojabohnen verstanden werden muss.
Mit Blick auf die Eiweißlücke richtet sich der Fokus verstärkt auf europäische Eiweißquellen und damit auf den Ausbau von konventionellen Futtermittelvarianten. Eine Herausforderung, die angenommen wurde, aber nicht von heute auf morgen umgesetzt werden kann. Die Branchenposition muss daher als Willensbekundung und Beginn eines Prozesses verstanden werden. Auf Unternehmensebene wird man nun individuell und schrittweise mit den jeweiligen Lieferanten nach Lösungen suchen.
Die ausführliche Position ist hier abrufbar.