Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V. (BVL)

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Omni-Shopper überall – Ist die Digitalisierung das Ende des Supermarktes?

Die Digitalisierung wird den Lebensmitteleinzelhandel ebenso stark umformen, wie die Einführung des Konzepts der Selbstbedienung Ende der Fünfziger- Anfang der Sechziger-Jahre des vorigen Jahrhundert. Neue datengetriebene Konzepte verändern sowohl Marketing, Vertrieb und Einkauf von Lebensmitteln, als auch Produktentwicklung und Organisation von Warenströmen. Der Lebensmittelkäufer der Zukunft ist ein Omni-Shopper, der die Einkaufskanäle nach eigenem Belieben kombiniert. Er erwartet ein vernetztes Einkaufserlebnis, in dem stationärer Handel, Online-Medien und die Nutzung mobiler Geräte verschmelzen.

Vernetztes Einkaufserlebnis
„Die Kunden werden mit dem Smartphone oder dem Tablet die sozialen Medien, virtuelle Marktplätze und Vergleichsportale noch viel intensiver für die Produktinformation nutzen“, ist sich BVLH-Hauptgeschäftsführer Franz-Martin Rausch sicher. Sowohl für die Information vor und während des Lebensmitteleinkaufs, als auch bei der Produkt-Vermarktung werden mobile Apps und Messenger-Dienste daher immer wichtiger. 

Die Technik für die immer schneller voranschreitende Verschmelzung von Online- und Offline-Handel ist vorhanden. So können beispielsweise smarte Sensoren auf der Verkaufsfläche vielfältige Informationen sammeln. Dadurch wäre es möglich, dem Kunden zum Beispiel vor dem jeweiligen Regal entsprechende Produktinformationen auf seinem Handy zur Verfügung zu stellen oder ihn auf der Suche nach einem bestimmten Produkt durch den Markt zu führen.

Die verstärkt in die Haushalte einziehenden Sprachassistenten könnten dem Lebensmittel-Onlinehandel mittelfristig ebenfalls einen Schub verleihen.

Omni-Shopper wollen nicht nur jederzeit und überall einkaufen können, sondern die Ware auch zur jeder Zeit an jeden beliebigen Ort geliefert bekommen. Einzelkanalstrategien werden diesen veränderten Verbraucherbedürfnissen immer weniger gerecht. 

Lebensmittel jederzeit überall hin liefern
Die zeitfenstergenaue Zustellung oder die Bedienung neuer Auslieferungspunkte wie Paketkästen sind große Herausforderungen für die Routenplanung oder das Management von Bestellvorgängen. In absehbarer Zukunft könnten dafür selbstlernende und selbstfahrende Systeme zum Einsatz kommen. Selbst die autonome Zustellung im öffentlichen Raum mithilfe kleiner Roboterfahrzeuge ist keine Utopie mehr. Voraussetzung dafür ist unter anderem, dass die Daten zur Liefer- und Lagerlogistik mit denen über das Nachfrageverhalten der Kunden verknüpft und in eine sinnvolle Omni-Chanel-Strategie integriert werden.

„Die Digitalisierung ist aber nicht das Ende des Supermarktes“, beruhigt Rausch all jene, die den baldigen Untergang des stationären Lebensmitteleinzelhandels befürchten. „Die Technik erleichtert den Einkauf – sowohl online als auch offline. Sie wird den Marktbesuch aber nicht ersetzen. Dafür ist es den Kunden viel zu wichtig, ihre Lebensmittel mit allen Sinnen auswählen zu können. Außerdem sorgt die hohe Filialdichte in Deutschland dafür, dass die Verbraucher ihr Lebensmittelgeschäft relativ bequem erreichen können. Für die Versorgung zum Beispiel mit bestimmten Grundnahrungsmitteln und Getränken wird der Onlinehandel sicherlich wichtiger. In den Geschäften geht es dagegen mehr um Beratung, Convenience und Genuss.“