Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V. (BVL)

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Handel: Initiativen würdigen!

Im Oktober 2011 hatte das Bundesernährungsministerium (BMELV) einen möglichen Bedarf für künftige staatliche Handlungsnotwendigkeiten für die biobasierte Wirtschaft angefragt. Der Handel verdeutlichte gegenüber dem Ministerium seine freiwilligen Systeme, Maßnahmen und Initiativen in der Sache. Zugleich stellte er fest, dass, mit Ausnahme der Fischereipolitik, kein politischer Handlungsbedarf gesehen wird.

Vor dem Hintergrund der „Nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030“ wurde der BVL vom Ministerium gebeten, Anregungen und Beiträge zum möglichen politischen Handlungsbedarf zu übermitteln. Im besonderen Fokus stehen u. a. die Agrarpolitik, die Rohstoff- und Energiepolitik, die Ernährungspolitik sowie die Forst- und Fischereipolitik. Mit Blick auf die enorme Breite des Themenfeldes beschränkte sich der BVL dabei auf grundsätzliche und exemplarische Anmerkungen.

Qualitätssicherung wird kontinuierlich ausgebaut

Grundsätzlich befassen sich die Unternehmen des Lebensmittelhandels schon sehr lange und intensiv mit Fragestellungen, wie bei der Herstellung und Distribution von Lebensmitteln die Sicherheit und Qualität der Produkte, aber auch die Nachhaltigkeit der Erzeugnisse und der sorgsame Umgang mit Ressourcen weiter verbessert werden kann. Im Ergebnis bauen die Unternehmen ihre Maßnahmen zur Schaffung von mehr Lebensmittelsicherheit und -qualität kontinuierlich aus. Dies erfolgt oft weit über die hohen gesetzlichen Anforderungen hinaus. So wurde bereits 2002 der Internationale Food Standard (IFS) entwickelt. Warengruppenspezifische Qualitäts- und Sicherheitsstandards wie QS Qualität und Sicherheit (Fleisch, Obst und
Gemüse), GlobalG.A.P. (landwirtschaftliche Erzeugung und Aquakultur) sowie das KAT-System (Eierproduktion) werden kontinuierlich ausgeweitet.

Zunahme an Bioprodukten sowie regionaler und „fair gehandelter“ Ware

Was das Thema „gesunde Ernährung“ betrifft, gibt es ein vielfältiges Angebot an Beratung, Aufklärung und Information seitens der Unternehmen, die ihre Kunden persönlich vor Ort, über Informationsmedien in den Märkten oder im Internet informieren.

Hinsichtlich der Erzeugung und Distribution von Lebensmitteln rücken neben Sicherheits- und Qualitätsaspekten zunehmend auch ökologische und soziale Faktoren in den Fokus der Betrachtung. So wurde der Anteil an ökologisch produzierter Ware in den zurückliegenden Jahren vom Handel immer weiter ausgebaut. Zudem gewinnen regionale Produkte immer mehr an Bedeutung. Ergänzt wird dies durch „fair gehandelte“ Erzeugnisse, deren Rohstoffe überwiegend aus Drittländern stammen.

Nachhaltigkeitsstandards auf dem Vormarsch

Während der Anteil an Wildfischerzeugnissen, die das Umwelt-Label des Marine Stewardship Councils (MSC) tragen, im Handel inzwischen bei über 40 Prozent liegt, finden sich immer mehr Rohfaser enthaltende Verpackungen im Lebensmittelbereich mit dem FSC-Zeichen (Forest Stewardship Council). Eine bestandserhaltende Bewirtschaftung – ob in der Fischerei oder Forstwirtschaft – wird über die Standards abgesichert. Im Bereich der Aquakultur werden Systeme wie GlobalG.A.P. und ASC (Aquaculture Stewardship Council) intensiv ausgebaut und zur Anwendung überwiegend in Drittländer gebracht.

Ressourcennutzung weiter optimiert

Was die Verminderung von Nahrungsmittelverlusten betrifft, optimiert der Handel seit Jahren Strategien zur Vermeidung wie etwa die Verbesserung der Warenwirtschaftssysteme oder die Verkürzung der Distributionszeiten. So gehen im  Lebensmittelhandel gerade einmal 1,1 Prozent des gesamten Warenwertes durch Bruch und Verderb verloren. Gleichzeitig gibt es eine intensive Kooperation mit den Tafeln, um verzehrfähige aber nicht mehr verkaufsfähige Lebensmittel weiter nutzen zu können. Richtet sich der Blick auf Bereiche wie Transport und Logistik sowie Gebäude (Läger, Märkte etc.) und deren Ausstattung, werden diese kontinuierlich vom Handel auf mögliche Potenziale in Richtung Energieeinsparung überprüft und entsprechende Maßnahmen ergriffen und umgesetzt. Betriebliche Prozesse werden immer weiter optimiert und Ressourcenverbrauch so vermindert.

Freiwillige Systeme der Wirtschaft erfolgreich

All diese Beispiele verdeutlichen, dass die Wirtschaftsakteure ihre freiwilligen Systeme und Maßnahmen für ein „Mehr“ an Sicherheit und Qualität, „gesundheitliche“ Aufklärung, Nachhaltigkeit sowie Ressourcen- und Klimaschutz kontinuierlich ausbauen.
Dies erfolgt vom Handel im Bewusstsein seiner Verantwortung, seines hohen Qualitätsanspruches, in Kenntnis von Kundenwünschen und nicht zuletzt aus Kostengründen, um den Verbrauch von Ressourcen möglichst weiter zu reduzieren. Wenn nun vom BMELV die Frage nach möglichem Handlungsbedarf bei den politischen Rahmenbedingungen aufgeworfen wird und in sehr unterschiedlichen Bereichen Regelungsvorhaben angestoßen würden, könnte dies nach Auffassung des Handels eine geradezu kontraproduktive Wirkung entfalten. Daher appelliert der Handel an das Ministerium, das privatwirtschaftliche Engagement der Akteure über die Systeme und Initiativen im Markt zu würdigen.

Engagement des Handels unterstützen

Einen Bedarf sehen wir hingegen im Bereich der Gemeinsamen Fischereipolitik. Hier setzt sich der Handel bereits seit Jahren für eine grundlegende Reform der Fischereipolitik ein. Inzwischen liegen erste Vorschläge von der EU-Kommission vor, die
im Wesentlichen vom Handel unterstützt werden. Staatliche Handlungsnotwendigkeit wird hier insofern gesehen, dass das Ministerium den Reformprozess national unterstützt und sich einer möglichen Verwässerung der Vorschläge auf europäischer Ebene entgegenstellt.