Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V. (BVL)

Druckversion der Seite:Meldung

Handel geht gewissenhaft mit Lebensmitteln um

BVL stellt Transparenz, Qualität und Wertschätzung in den Mittelpunkt seiner Anugapräsenz

Für Entscheidungsträger der deutschen Lebensmittelwirtschaft ist die Anuga die wichtigste Messe. 71 Prozent der Fachbesucher der letzten Ausstellung 2009 waren Inhaber, Geschäftsführer, Vorstandsmitglieder, Prokuristen oder Abteilungsleiter. 67 Prozent hatten dabei ausschlaggebenden bzw. mitentscheidenden Einfluss auf Einkaufs- und Beschaffungsentscheidungen in ihren Unternehmen. Mit 39 Prozent stellten die Fachbesucher aus dem Bereich Handel die größte Gruppe. Auch 2011 erwartet der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V. (BVL) eine ähnliche gute Resonanz aus dem Bereich des Handels.

Fünf Prozent des BIP erwirtschaftet der LEH

Die Bedeutung des deutschen Lebensmitteleinzelhandels für die Volkswirtschaft verdeutlichen folgende Daten. Mit über 128 Milliarden Euro Gesamtumsatz erwirtschafteten die Geschäfte des Lebensmitteleinzelhandels 2010 zirka fünf Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Im ersten Halbjahr 2011 sind die Einzelhandelsumsätze mit Lebensmitteln im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nominal um 2,6 und real um 0,3 Prozent gestiegen. Knapp ein Drittel (31,6 Prozent) trug der Lebensmittelhandel zum Einzelhandelsumsatz 2010 bei. Mit zirka 1,1 Million Beschäftigten zählt der LEH zu wichtigen Arbeitgebern in Deutschland.

Vollsortiment holt auf

Schaut man sich den Lebensmittelmarkt 2011 an, so kann man feststellen, dass sich eine Reihe positiver Entwicklungen fortsetzt. Die wohl wichtigste: Die Qualitätsorientierung der Verbraucher hält an. Bio-Lebensmittel und regionale Produkte legen ebenso zu, wie frische Fertiggerichte im Convenience-Bereich. So stieg im ersten Halbjahr 2011 der Umsatz von Bioprodukten im Lebensmitteleinzelhandel und in Drogerien im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp zehn Prozent auf gut 1,2 Milliarden Euro. Das Mengenwachstum betrug 8,8 Prozent.

Das gestiegene Qualitätsbewusstsein der Verbraucher macht sich auch in den Absatzkanälen bemerkbar. Das zeigt beispielsweise ein Blick auf die Umsatzanteile der Lebensmittelgeschäfte nach Betriebsformen. Der Discountbereich hat leicht verloren. Er kommt 2010 auf einen Marktanteil von 44,8 Prozent und büßt damit im Vergleich zu 2009 0,1 Prozent ein. Das Vollsortiment konnte hingegen leichte Zugewinne verbuchen. Supermärkte erhöhten ihren Marktanteil von 27,2 im Jahr 2009 auf 27,6 Prozent im Jahr 2010. Große Supermärkte konnten im selben Zeitraum leicht von 9,1 auf 9,2 Prozent zu legen. Der Wettbewerb beider Vertriebsschienen ist gut für die Kunden, denn er zeigt die große Stärke des deutschen Lebensmittelhandels: Ein breites Angebot einwandfreier, hochwertiger und sicherer Produkte – für jeden Geschmack und für jeden Geldbeutel.

Die Zukunft der Lebensmittel: nachhaltig, regional und be-quem zu handhaben

Welche Entwicklung der deutsche Lebensmittelhandel langfristig nehmen wird, entscheidet sich wesentlich an der Frage, welchen Wert die Menschen ihren Lebensmitteln in Zukunft beimessen. Zur Anuga haben der BVL und die Koelnmesse daher ein Szenario-Projekt zur „Zukunft unserer Lebensmittel“ initiiert. Ein Team von Experten hat sich mit Zukunftsentwicklungen über alle Wertschöpfungsketten der Nahrungsmittelbranche hinweg beschäftigt. Dabei wurde der Frage nachgegangen, welche Faktoren die Zukunft der Lebensmittel wesentlich beeinflussen werden.

Anhand der Definition und Gewichtung verschiedener Schlüsselfaktoren können drei Entwicklungspfade beschrieben werden: Erstens. Die Nachhaltigkeitsorientierung der Konsumenten wird steigen, das heißt, soziale Kriterien sowie Umwelt- und Gesundheitsaspekte werden bei der Auswahl der Produkte eine größere Rolle spielen. Zweitens, der Wunsch nach regionalen Produkten wird sich verstärken; und drittens werden zahlreiche neue, vor allem Convenience-Produkte dafür sorgen, dass die Verbraucher bei reduzierten Kochzeiten und Kochfertigkeiten, ihr traditionelles Essverhalten beibehalten können. Die Ergebnisse der Studie werden von den Partnern des Szenario-Projekts ausführlich auf der Anuga vorgestellt.

Tante Emmas Enkel kehren zurück

Nähe und Regionalisierung sind Trends, die in den Geschäftskonzepten des Lebensmittelhandels die Wiederentdeckung von Kleinflächenkonzepten sowohl auf dem Land als auch in der Stadt beflügeln. Die Mini-Supermärkte zeichnen sich dadurch aus, dass sie den Verbrauchern einen schnellen und bequemen Einkauf in der Nähe ermöglichen. Kundenfreundliche Dienstleistungen, ein breitgefächertes und vielfältiges Warenangebot mit einem hohen Anteil regionaler Produkte und gute Erreich-barkeit sind die Stärken solcher Geschäftstypen.

Reduktion von Lebensmittelvernichtung: Der Handel agiert!

Nachhaltigkeit, Umwelt- und Ressourcenschonung werden das Verbraucherverhalten künftig stärker beeinflussen. Diese Entwicklungen haben bereits heute begonnen und zeigen sich aktuell in der intensiven Debatte um die Vernichtung von Lebensmitteln.

Um Warenverluste zu verringern, arbeiten die Unternehmen des Lebensmittelhandels ständig daran, ihre Warenwirtschaftssysteme zu verbessern. Ziel dieser Anstrengungen ist es, die Warenversorgung an die tatsächliche Nachfrage der Kunden anzupassen, hohe Lagerbestände zu vermeiden und somit die Verlustquote zu reduzieren. Dazu werden vielfältige Maßnahmen ergriffen wie zum Beispiel der Einsatz von Prognosesystemen und Dispositionshilfen, kürzere Bestellrhythmen, kleinere Bestellmengen und kleinere Sicherheitsbestände sowie der Einsatz regionaler Beschaffungssysteme zur Verkürzung der Lieferwege.

Neben der Optimierung der Warenwirtschaftssysteme spielt die regelmäßige Kontrolle des Mindesthaltbarkeitsdatums der Produkte eine wesentliche Rolle bei der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Eine wichtige Maßnahme ist hier die Bestückung und Pflege der Regale nach MHD-Restlaufzeiten. Dadurch können frühzeitig Maßnahmen ergriffen werden, wie zum Beispiel auffällige Preisreduzierungen (rotes Etikett) oder gesonderte Platzierungen. Ferner ist im Zusammenhang mit der Vermeidung von Lebensmittelabfällen die Zusammenarbeit mit den Tafeln-Organisationen zu nennen. Dadurch werden noch intakte Lebensmittel einer karitativen Nutzung zugeführt.

Verlustquote im Handel gering

Dass der deutsche Lebensmittelhandel gewissenhaft mit seinen Produkten umgeht, zeigt eine aktuelle Erhebung des EHI Retail Institute zu Bruch und Verderb. Demnach gehen Lebensmittel in einer Größenordnung von gerade einmal 1,1 Prozent des gesamten Warenwertes verloren. Das sind jährlich maximal 310.000 Tonnen. Zum Vergleich: aktuelle Studien kommen zu dem Ergebnis, dass in privaten Haushalten jährlich 6 bis 7 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen werden.

Den EHI-Berechnungen liegen Angaben von Lebensmittelunternehmen mit einem gesamten Bruttoumsatz von 47 Milliarden Euro bzw. einem reinen Lebensmittelumsatz von rund 35 Milliarden Euro zu Grunde. Exemplarisch ergeben sich für Frischwaren in Super- und Verbrauchermärkten folgende Verlustquoten.

Warengruppe            Bandbreite           Durchschnitt

Obst und Gemüse:     3,40 - 7,01 %       5,12 %
Fleisch und Wurst:     0,67 -3,33 %        2,10 %
Molkereiprodukte:      0,87 - 3,38 %       1,55 %
Backstationen/
Backshops:                3,84 - 9,55 %        6,52 %
übrige LM/
Trockensortiment:      0,20 -0,72 %         0,48 %

Vor dem Hintergrund der aktuellen Verschwendungsdebatte wird für den Handel mit dieser Untersuchung wichtiges Datenmaterial zur Versachlichung der Diskussion geliefert. Die Zahlen des EHI untermauern damit auch das Selbstverständnis des gewissenhaften Lebensmittelunternehmers. Die Unternehmen handeln verantwortungsbewusst und kaufmännisch zugleich. Denn die Reduzierung von Verlusten leistet einerseits einen Beitrag zum bewussten und nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln. Andererseits dient sie dazu, Umsatzeinbußen zu verrin-gern.

BVL stellt Transparenz, Qualität und Wertschätzung in den Mittelpunkt seiner Anugapräsenz

Der gewissenhafte Umgang des deutschen Lebensmittelhandels mit seinen Produkten wird daher auch ein zentrales Thema der BVL-Anugapräsenz. Unter dem Motto „Food - Quality - Value" präsentieren der Verband und seine Partner eine Reihe von Projekten, die dieses Engagement unter Beweis stellen.

Im Pavillon des Verbandes, dem Retailforum auf dem Messeboulevard, zeigen der BVL und der Bundesverband Deutsche Tafel e.V. Möglichkeiten einer sinnvollen Nutzung von Nahrungsmitteln, die zwar noch verzehrfähig sind, vom Verbraucher aber nicht mehr gekauft werden. Die Präsentation der Tafel-Organisationen auf dem Stand des BVL untermauert die bereits seit Jahren gute Zusammenarbeit des Lebensmitteleinzelhandels karitativen Einrichtungen. Schätzungsweise 80 bis 90 Prozent aller Lebensmitteleinzelhandelsgeschäfte kooperieren heutzutage mit Organisationen wie den Tafeln.

Weitere Schwerpunkte des Retailforums sind Qualitätssicherung, Transparenz und Ausbildung. Mit GlobalGAP, IFS und OrgaInvent werden drei Initiativen zur Qualitätssicherung bei Lebensmitteln vorgestellt. In Zusammenarbeit mit der GS1 Germany GmbH wird demonstriert, wie das mobile Internet heute und morgen für Transparenz bei Produktion, Herkunft und Zusammensetzung von Lebensmitteln sorgt. Als Beispiel für die Aus- und Weiterbildungsaktivitäten des Handels präsentiert sich die Bundesfachschule des Lebensmittelhandels aus Neuwied auf dem Stand des BVL.

BVL-Anuga-Seminar: Fisch und Nachhaltigkeit

Im Rahmenprogramm der Messe wird der BVL am 10. Oktober (10 bis 12 Uhr) ein Seminar zum Thema „Nachhaltiger Seefisch und umweltverträgliche Aquakultur“ durchführen. Referenten aus Wissenschaft, Einzelhandel, Fischwirtschaft, Zertifizierungs- und Umweltorganisationen werden Wege und Perspektiven zeigen, wie der Fischeinkauf aus nachhaltigem Fang und umweltverträglicher Aquakultur gestaltet werden kann.

Zu den Initiativen von Handel und Fischwirtschaft zählt auch der weitere Ausbau der Datenbank „Fischbestände online“ (www.portal-fischerei.de), die spezifische Informationen zur Bewertung der Seefischbestände liefert. Um eine umweltverträgliche Produktion von Fisch aus Aquakultur im Erzeugerland zu sichern, setzen Handel und Fischwirtschaft zunehmend auf internationale Zertifizierungssysteme.