Fischhandel tagte in Polen
Zur Eröffnung der Jahrestagung begrüßte der Vorsitzende des Fischfachhandels Peter Koch-Bodes die zahlreichen Mitglieder und Gäste der Jahrestagung. Hierzu zählten die Fachhändler und Thekenbetreiber des Lebensmittelhandels sowie Fischgroßhändler, Vertreter der polnischen Fischwirtschaft und der Fachpresse. In seinen Ausführungen berichtete er auch über die jüngste Brüsseler Einigung, von einer Kennzeichnung des Fangdatums Abstand zu nehmen, was vom Handel sehr begrüßt wird. Stattdessen werde jedoch künftig für einen Teilbereich die Kennzeichnung genauerer Fanggebiete sowie der Fanggeräte Vorgabe werden.
Intensiver Ausbau der Fischverarbeitung
Der Tagungsteil stand ganz unter dem Motto „Polnische Aquakultur, Potenziale und Perspektiven für den deutschen Fischhandel“. Hierzu lieferte zunächst Tomasz Kulikowski von der polnischen Fish Market Development Association einen Überblick über den dynamischen Fischmarkt in Polen, der 2012 etwa 1,6 Mrd. Euro umsetzte. Damit setzen die 260 fischarbeitenden Unternehmen in Polen doppelt so viel um wie noch vor sechs Jahren. Zu den wichtigsten Produkten zählen Räucherlachs, Heringserzeugnisse, Fischfilets, Verarbeitungserzeugnisse, Räuchermakrelen und Dosenfisch. In der anschließenden Diskussion wurde auch der Makrelenkonflikt im Nordostatlantik angesprochen. So bestand Einigkeit, sich diesbezüglich für eine schnelle Lösung im Sinne einer nachhaltigen Bewirtschaftung einzusetzen.
Aquakulturen - Potenziale und Perspektiven
Weiter ging es bei den Referenten mit Jacek Juchniewicz von der Polish Trout Breeders Association, der intensiv über die Zucht von Regenbogenforellen, Karpfen und afrikanischen Welsen in Polen berichtete. Während erhebliche Zuwächse bei der Forellenzucht in Polen zu verzeichnen sind, geht die Karpfenzucht kontinuierlich zurück. Bei der Forelle ist ein starker Trend in Richtung MAP-Verpackung zu spüren. Immer mehr Handelshäuser wählen diese Vertriebsform und bieten entsprechende Ware ihren Kunden an. Ein starker Wettbewerb wird hier durch Konkurrenz aus der Türkei ausgelöst. Zudem gibt es inzwischen auch in Polen immer mehr Umweltauflagen der Behörden für heimische Aquakulturen.
Dynamisches Wachstum mit EU-Förderung
Jerzy Safader von der Polish Fish Processor Association lieferte den Teilnehmern intensive Einblicke in die polnische Fischverarbeitung. Wie Safader berichtete, werden pro Jahr eine Milllionen Tonnen Fisch von den Betrieben in Polen verarbeitet. Etwa 26 Prozent der Erzeugnisse gehen in den deutschen Markt. Mit Unterstützung durch EU-Fördermittel wurde die polnische Produktion in den zurückliegenden Jahren intensiv ausgebaut. Safader beklagte den Anstieg der Kosten für Rohware, der die polnische Verarbeitung belasten würde. Schwierigkeiten würden zudem die Vielzahl an geforderten Zertifikaten machen, die weiteren Kostendruck auslösen. In der anschließenden Diskussion berichtete die deutsche Seite, dass bereits vor Jahren ein nationaler Vorstoß nach Brüssel unternommen wurde, Mindestanforderungen für eine Nachhaltigkeitszertifizierung EU-weit festzuschreiben. Dieser Forderung schloss sich die polnische Fischindustrie mit Nachdruck an.
Aquakulturen - global ein Megatrend
Sehr eindrucksvoll präsentierte der deutsche Aquakultur-Experte Dr. Manfred Klinkhardt die erhebliche Dynamik, mit der sich die Aquakulturen weltweit entwickeln. So erklärte Dr. Klinkhardt, dass erstmalig 2018 wohl mehr Produkte aus Aquakultur produziert, als Fische und Meeresfrüchte für den menschlichen Verzehr weltweit gefangen würden. Da die Zuchten im Schwerpunkt in Asien und Mittelamerika liegen, leisten sie auch einen großen Beitrag zur Bekämpfung des Hungers in der Welt. Große Herausforderungen seien mit der Fütterung verbunden, so Dr. Klinghardt. Fischmehl würde teils höhere Preise erzielen, als der Fisch, den man verkauft. Bei einigen Arten sei es inzwischen aber möglich, weniger Fisch über die Fütterung einzubringen, als man Fischfleisch gewinnen kann.
Spannende Exkursionen
Die Tagung bot aber auch reichlich Zeit für den fachlichen Austausch zwischen den Fischhändlern und Thekenbetreibern. Unterstützt wurde dies auch durch eine Exkursion zum Fischverarbeiter BK-Salmon in Zelistrzewo, der bekannt für seine hervorragenden Räucherlachsprodukte ist. Eine Werksbegehung lieferte intensive Einblicke in den hohen Hygienestandard der Produktion.
Am Folgetag fuhren die Händler per Bus ins Gebiet von Leborg, um dort eine Forellenfarm und Verarbeitungsstätte (Fa. Fario) zu begehen. Eindrucksvoll waren auch dort der technische Stand und die hohen Anforderungen an Züchtung und Verarbeitung der Produkte.
Insgesamt lieferte das interessante Programm und die spannenden Exkursionen der Jahrestagung wieder reichlich Stoff für Diskussionen mit den Händlern sowie umfangreiche Hintergrundinformationen und Anregungen für ihr Tagesgeschäft.