Ausgabe #22
Die Menge muss runter
Nach dem Milchgipfel betonen der Handelsverband Deutschland (HDE) und der Bundesverband des deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), dass die tiefe Krise der Milchwirtschaft vor allem durch eine Reduzierung der Mengen überwunden werden kann. Dies könne in einem europäischen Binnenmarkt keine Aufgabe eines einzelnen Mitgliedsstaates sein. Vielmehr sei das koordinierte Vorgehen der EU gefordert. Es sei deshalb positiv, dass die Bundesregierung entsprechende Gespräche führt.
Die Mengenreduzierung sei eine schwierige Aufgabe, der sich die Milchbauern stellen müssen. „Wahrscheinlich wird es ohne staatliche Hilfen nicht gehen. Wenn es sie gibt, müssen sie konsequent an den nachhaltigen Umbau der Milchwirtschaft gekoppelt sein. Sonst bleiben uns die Folgen der Verwerfungen im Milchmarkt erhalten“, so HDE-Präsident Josef Sanktjohanser. Der Handel brauche langfristig gesunde Strukturen in der Landwirtschaft, denn Lebensmittel aus Deutschland stünden bei den Verbrauchern hoch im Kurs und hätten Konjunktur. Sanktjohanser machte darüber hinaus deutlich: „Absprachen über einheitliche Mindestpreise im Handel darf und wird es aus kartellrechtlichen Gründen nicht geben.“
„Der funktionierende Wettbewerb im Handel sorgt für günstige Preise, eine hohe Qualität und ein breites Sortiment bei Lebensmitteln. Die Branche leistet damit einen wichtigen Beitrag für den gesellschaftlichen Wohlstand in Deutschland“, stellt BVLH-Präsident Friedhelm Dornseifer anlässlich des Milchgipfels fest.
Lebensmittel aus Deutschland müssen ihren Platz in den Regalen der Lebensmittelgeschäfte behalten. Die Voraussetzungen dafür sind gut, denn die heimische Milchproduktion steht für hohe Qualität und Sicherheit. Dafür muss es aber auch weiterhin eine verlässliche regionale Rohstoffbasis geben. Vor diesem Hintergrund steht der Handel an der Seite der deutschen Landwirtschaft und aller Beteiligten der Wertschöpfungskette.
EU-Parlament fordert Drosselung der Milchproduktion
Die EU-Abgeordneten fordern dringend weitere Maßnahmen, um die Milchpreise zu stabilisieren und die in Not geratenen Milcherzeuger zu entlasten. Diese Haltung brachte das Parlament in einer Debatte am 26. Mai deutlich gegenüber der EU-Kommission und der niederländischen Ratspräsidentschaft zum Ausdruck. Daran teilgenommen haben auch Agrar-Kommissar Phil Hogan und Hans Hoogeveen, Agrarminister der Niederlande.
Zu den notwendigen Schritten gehört nach Ansicht des Parlaments eine Verringerung der EU-weiten Milchproduktion, damit die Preise wieder steigen. Außerdem brauche es wirksamere Interventionsmechanismen, damit die EU schneller reagieren könne. Weiterhin sei eine ausgewogenere Lieferkette wichtig, um den Milchbauern ein faires Einkommen zu gewährleisten.
Agrar-Kommissar Hogan machte deutlich, dass die Kommission alle Möglichkeiten und Notmaßnahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik ausschöpfen werde, um die Landwirte zu unterstützen. Gleichzeitig bestehe jedoch die Absicht, am Ansatz der Marktorientierung festzuhalten.
Der Milchwirtschaft weist das Parlament eine Schlüsselrolle zu. Es bedürfe einer besseren Steuerung der Versorgungskette, um den Anstieg der Milchproduktion zu vermeiden. Bei der Verringerung der Milchproduktion sei unbedingt eine europaweite Lösung nötig, um Verzerrungen im Binnenmarkt entgegenzuwirken.
Bericht zum EU-Umweltzeichen Fisch veröffentlicht
Am 18. Mai hat die EU-Kommission ihren Bericht zur Machbarkeit eines EU-weiten Umweltzeichens für Fischerei- und Aquakulturerzeugnisse veröffentlicht. Das Siegel soll dabei helfen, das Management von Fischereierzeugnissen zu verbessern, die Entwicklung neuer Märkte zu erleichtern, die Marktzugangschancen zu erhöhen und den nachhaltigen Konsum zu fördern.
Der Bericht erörtert die Vor- und Nachteile folgender Optionen: Es werden weiterhin die bestehenden EU-Regularien angewandt. Dazu gehören beispielsweise die Verordnung zur Lebensmittelinformation, die Vorschriften zur Akkreditierung, zu umweltbezogenen Angaben, zu unfairen Geschäftspraktiken und so weiter. Dieser Ansatz wird wegen seines geringen Kostenaufwands als sehr vorteilhaft angesehen.
Die Alternative sieht die Schaffung EU-weit einheitlicher Qualitätskriterien beziehungsweise Mindeststandards vor, anhand derer bestehende Siegel und Gütezeichen verglichen werden könnten. Hier werden deutlich höhere Anfangskosten erwartet, die durch die Entwicklung der Kriterien entstehen. Ferner wird die Gefahr der Doppelung mit bestehenden Benchmark-Tools, wie z.B. des GSSI-Projekts gesehen.
Die dritte Option beschäftigt sich mit der Einführung eines EU-weiten Umweltsiegels mit Drittzertifizierung. Dieses könnte von den Unternehmen zur freiwilligen Verbraucherinformation verwendet werden. Dieser Alternative werden hohe Kosten und hoher Aufwand bescheinigt. Eine Kosteneinsparung durch den Ersatz bestehender Labels wird bezweifelt. Der Kommissionsbericht wird nun in EU-Parlament und Ministerrat erörtert.
Der Machbarkeits-Bericht ist hier abrufbar.
EU beruft Expertenkreis für Plattform gegen Lebensmittelverschwendung
Für ihre geplante Dialogplattform zu Vermeidung von Lebensmittelverlusten hat die EU-Kommission zur Einreichung von Bewerbungen privater Verbände aufgerufen.
Die Gruppe soll aus insgesamt 70 Vertretern aus dem öffentlichen und dem privaten Sektor zusammengesetzt sein. Dazu zählen nationale Behörden, EU-Dachverbände der Lebensmittellieferkette, Nichtregierungsorganisationen, EU-Institutionen und internationale Organisationen. Die Mitgliedsverbände sollen durch ausgewiesene Experten der Thematik vertreten sein. Sie werden bis zum Ende der laufenden Legislaturperiode (31.10.2019) ernannt. Die Bewerbungsfrist endet am 27. Mai 2016.
Die Plattform soll durch den Austausch bester Praktiken und Informationen zur Erreichung des UN-Nachhaltigkeitsziels 12.3. (Reduzierung der Lebensmittelabfälle um 50% bis 2030) beitragen. Der Expertenkreis hat insbesondere die Aufgabe, der EU und den Mitgliedstaaten mit Rat und Expertise bei der Verbesserung einer kohärenten Anwendung der EU-Gesetzgebung und der sonstigen Maßnahmen mit Bezug zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen zur Seite stehen und gegebenenfalls die Vorbereitung möglicher neuer Initiativen erleichtern.
Als konkrete Arbeitsfelder werden folgende Bereiche genannt: Definition und Messung, Überwachung der Lebensmittelabfallmengen und der erzielten Fortschritte, Forschung zur Stärkung der Datenbasis, Erleichterung der Umverteilung von Lebensmitteln, Optimierung der Verwendung ehemaliger Lebensmittel und von Nebenprodukten der Lebensmittelkette in der Futtermittelherstellung sowie die Förderung von Verwendung und Verständnis der Datumskennzeichnung.
Weitere Informationen sind hier abrufbar.
Crowdfunding-Wettbewerb für Food Start-Ups
Der Verein DIE LEBENSMITTELWIRTSCHAFT und die Plattform Startnext prämieren in einem Crowdfunding-Wettbewerb die besten Food Start-Ups in Deutschland. Dafür suchen die Veranstalter Existenzgründer aus der Lebensmittelbranche, die eine Crowdfunding-Kampagne auf Startnext starten möchten. Voraussetzung: Das Projekt hat einen Bezug zum Thema Lebensmittel, die Bewerber kommen aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz und das Funding-Ziel beträgt mindestens 5.000 Euro.
Die ausgewählten Lebensmittel-Unternehmer werden bei der Vorbereitung ihrer Startnext-Kampagne mit Workshops und Webinaren unterstützt. DIE LEBENSMITTELWIRTSCHAFT vergibt am Ende der erfolgreichen Finanzierungsphase Preisgelder in Höhe von insgesamt 24.000 Euro.
Die Auswahl der Projekte, die in den Crowdfunding-Contest starten, wird von einer Jury getroffen. Dazu gehört auch BVLH-Präsident Friedhelm Dornseifer.
Bewerber können sich noch bis zum 09.06.2016 auf folgender Internet-Plattform anmelden: https://www.startnext.com/pages/dielebensmittelwirtschaft#contest
Die Bekanntgabe der Teilnehmer erfolgt am 15.06.2016.
Tour de Matjes startet traditionell in Bremen
Am 15. Juni dieses Jahres startet in Bremen die Matjes-Saison. Entsprechend der Tradition und passend zum „bremischen Brauch“ werden die ersten Fässer des „neuen holländischen Matjes“ an der Teerhofbrücke/An der Schlachte vom Präsidenten der Bremischen Bürgerschaft Christian Weber an die Landesvorsitzenden des deutschen Fischfachhandels übergeben. Im Anschluss werden die ersten Matjes-Fässer versteigert.
Auktionator ist traditionell der Geschäftsführer des Fisch-Informationszentrums Hamburg, Dr. Matthias Keller. Unterstützt wird er dabei durch den Vorsitzenden des Fachverbandes „Der Fischfachhandel“ im BVLH, Peter-Koch-Bodes. Der Erlös der amerikanischen Versteigerung, das bedeutet alle Bieter zahlen, kommt in diesem Jahr der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) zugute.
Mai 2016
Zur BVLH Kompakt Übersichtsseite ...